Sonntag, 29. Dezember 2013

[BuchBlubb] ► Matched [EN] (Ally Condie)



Sicherheit?
Freiheit?
Entscheidung...
♠Dt.: Die Auswahl
♠Verlag: Dutton (2010)
♠Seiten: 384
♠Genre: Dystopie
♠Reihe: Cassia & Ky #1 |

1st: >> Now that I´ve found the way to fly, which direction should I go into the night? <<<
In der "Society" entscheiden Beamte: wen du liebst, wo du arbeitest. Wann du stirbst.
Cassia hat deren Entscheidungen immer vertraut und schließlich ist dieser Preis kaum der Rede wert angesichts dessen, was man ihr dafür bietet: ein langes Leben, den perfekten Job, den idealen Partner. Als ihr bester Freund zu ihrem Match erkoren wird, zweifelt Cassia deshalb keine Sekunde an der Richtigkeit dieser Zuordnung- bis sie, eine Sekunde lang nur, ein anderes Gesicht auf dem Auswahl-Bildschirm sieht. Jetzt hat Cassia eine Wahl, die sie nie besitzen wollte: zwischen Xander und Ky. Zwischen dem einzigen Leben, das sie je kannte und einem Weg, dem zu folgen sich noch nie jemand getraut hat...




Angeschwemmt... wurde das Buch zusammen mit seiner kleinen Schwester gebraucht über den BT. Die Trilogie um Cassia und Ky stand schon so lange auf meiner Wunschliste (begleitet von eifrigem "Jetzt lies das doch endlich!!" einer Freundin) und das Original-Cover gefällt mir viel besser, als das deutsche. Da konnte ich dann wieder einmal einfach nicht widerstehen und Frau Condie durfte spontan doch auf Englisch einen Liegeplatz in der Teichlandschaft beziehen.

Abgetaucht... bin ich mühelos und am liebsten wäre ich dauerhaft versunken geblieben, so gefangen genommen hat mich Cassias Welt, so verzaubert hat mich Frau Condies Schreibstil. Sie flüstert dem Leser eine Geschichte ins Ohr, ganz sanft und leise, und brachte damit etwas in mir zum Hallen, wie es in den letzten Monaten kein knallender Actionthriller vermocht hat. Ob mit federleichtem Flügelschlag oder zunehmend auf Adlerschwingen- die Autorin flog mit mir davon in eine Welt, in der du und ich auch irgendwann leben könnten. Keine Krankheiten und kein Hunger, ja nicht einmal mehr Scheidungen- die perfekte Zukunft? Natürlich nicht. Es ist ein Spiel aus Licht und Schatten, das Frau Condie mit ihren Protagonisten und auch mit dem Leser spielt, aus Wahrheit und Lüge. Denn in den Genuss dieses auf der ultimativen Optimierung basierenden Systems zu kommen, das hat seinen Preis. Aber das wird einem nicht gleich auf Seite eins mit Pauken und Fanfaren verraten, im Gegenteil: Langsam und ruhig lernt man die "Society" kennen- und umso erschütternder wirken Blicke hinter deren Kullisse.


Badegäste... haben mich vor allem dadurch beeindruckt, dass sie zwar in stillen, aber - wenn auch nicht unbedingt schmutzigen - unerwartet tiefen Gewässern schwimmen und fast niemand so schwarz oder weiß bleibt, wie er zunächst erscheint. Die Hauptperson Cassia zum Beispiel sitzt in ihrer kleinen, hübschen Glaskugel namens "Society" und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen: still, überzeugt und mit einem Lächeln lebt sie die Regeln anderer und steuert auf eine glänzende Zukunft zu. Doch es braucht nur ein paar Verse und einen Verlust, um sie Fragen stellen zu lassen. Dabei wacht sie keinesfalls plötzlich als gesellschaftlicher Rammbock auf, im Gegenteil. In Cassia vereinen sich plötzlich Für und Wider des ganzen Systems und das auf eine sympathisch glaubwürdige Art. Auch Ky kommt nicht mit dem großen Feuerwerk daher. Seine Einstellung scheint so wechselhaft zu sein, wie seine Augenfarbe und während er immer darauf bedacht ist, in der Menge unterzutauchen, weiß man als Leser ganz instinktiv, dass es unter seiner ach so glatten Oberfläche brodelt. So weit, so erwartet und so gut. Richtig positiv überrascht haben mich aber die Nebencharaktere. Denn Cassia ist nicht die Einzige, die den schönen Schein wahrt, um die zu schützen, die sie liebt...

Schwimmzüge... ließen mich immer wieder "Die Feder ist mächtiger, als das Schwert" denken. Ich bin kein Experte im Genre "Dystopie", aber diese hier hat mich vollkommen überzeugt. Keine Militärdiktatur überdauert ewig, aber gib den Menschen (Zucker-)brot und die meisten werden essen, anstatt zu h hinterfragen. Wo hören dabei gute Absichten auf, wo fängt Unterdrückung an? Gekonnt pflanzt Frau Condie Zweifel im Leser und dabei passiert zunächst gar nicht viel. Aber Cassias Welt fasziniert, sie stößt vor den Kopf und dabei flog selbst simpelster Alltag nur so an mir vorbei. Wie ein Gewitter am Horizont lässt diese Geschichte die Hauz zunächst mit leisen Tönen kribbeln- bis der Sturm losbricht.  Es waren hier eher die Kleinigkeiten des Entdeckens einer neuen Welt, des Entdeckens einer neuen Liebe, des Entdeckens einer neuen Stärke, die mich gefesselt haben. Aber es dürfte spannend weitergehen!


Ein dystopischer Auftakt, der mit einer faszinierenden Welt überzeugt und dessen leise, aber unglaublich faszinierende Töne im Kopf widerhallen.

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥
30.12.2013


2 Kommentare:

  1. Wirklich großartig geschrieben und du hats mir dabei aus der Seele gesprochen, was dieses Buch betrift. Ich finde es schade, dass das Buch bei vielen Lesern so wenig Anklang fand und sich mit Adjektiven wie langweilig rumschlagen muss, nur weil keine Rebellion wie vom Pizzalieferanten nach fünf Seiten geliefert wird. Ich mochte die langsame Entwicklung von Cassias Gedanken in Bezug auf das System und finde das Buch deshalb viel authentischer, so authentisch wie Dystopien halt sind, als eine Geschichte, in der der/die Protagonist/in sofort die Kanonen zündet.

    Liebe Grüße,
    Bramble

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    1. Huhu,

      Freut mich sehr, dass dir meine Rezension gefallen hat :) Du bringst meine Meinung zu diesem Buch auch ziemlich gut auf den Punkt, "Pizzalieferanten-Rebellion" (was ein tolles Wort!) mag ich nämlich auch überhaupt nicht. Ich fand es hier viel glaubwürdiger und da durfte es dann gerne auch ruhiger zugehen. Ich hoffe so sehr, dass die Folgebände in diesem Stil weitermachen!
      Dass das Buch oft als langweilig abgetan wurde, habe ich auch beobachtet. Wirklich schade :/ Ruhige Dystopien sind wohl nicht jedermanns Sache, aber als "öde" kann Matched m.M.n trotzdem nicht bezeichnet werden.

      :Liebe Grüße, Kermit

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