Montag, 11. April 2011

[Rezension] ► Iris Johansen - Gnadenlose Jagd



Gnadenlose JagdOriginaltitel: On the Run
Erscheinungsjahr: 2008 (Ullstein)
Preis: 8,95€ (Taschenbuch)
Seiten: 391
Reihe: -
Erster Satz: "Schnappt euch den Mistkerl!"
Klapptext

Grace Archer lebt mit ihrer achtjährigen Tochter Frankie auf einer abgelegenen Farm in Alabama. Sie gilt als "Pferdeflüsterin", selbst die gefährlichsten Wildpferde werden unter ihren Händen zahm. Doch sie hat auch eine dunkle Vergangenheit: Grace ist eine untergetauchte CIA-Agentin. Seit Jahren wird sie verfolgt von dem Marokkaner Marvot, der ihre besondere Gabe für seine Zwecke missbrauchen will. Nun hat er Grace und Frankie auf der Farm aufgestöbert und erneut müssen die beiden fliehen. Der Einzige, der Grace jetzt noch helfen kann, ist Jake Kilmer- ihr ehemaliger Vorgesetzter bei der CIA. Doch Grace kann Kilmer nicht vertrauen, denn er war damals für den fehlgeschlagenen Einsatz in Marokko verantwortlich, bei dem ihr Vater ums Leben kam...

Rezension

Was mir bei diesem Buch zunächst sehr positiv aufgefallen ist, ist der Schreibstil der Autorin. Iris Johansen versteht es, ihre Art zu Schreiben der jeweiligen Situation anzupassen: mal spannend, actionreich und fast schon reißerisch, dann wieder gefühlvoll und detailiert. In welcher Lage sich ihre Helden auch befinden, die Schreibweise passt wunderbar dazu und hat dafür gesorgt, dass sie Seiten regelrecht an mir vorbeigerauscht sind. 

Auch die Handlung an sich hat mir größtenteils sehr gut gefallen. Zwar habe ich leider vergeblich auf die ganz großen Überraschungen gewartet, aber alles in allem bietet "Gnadenlose Jagd" eine durchaus spannende und interessante Geschichte. Dabei spielen neben Grace zwei Männer entscheidende Rollen. Auf der einen Seite Marvot: er spürt die untergetauchte Ex-Agentin auf und nutzt (Überraschung, Überraschung) ihren (natürlich einzigen) großen Schwachpunkt Frankie dazu, sie sich gefügig zu machen. Sie soll ihm jetzt das verschaffen, das ihm seit acht Jahren verwehrt blieb. Was das genau ist, darüber wird der Leser lange im Unklaren gelassen. Es werden zwar einige Anhaltspunkte geliefert, aber die Auflösung wusste mich dann doch zu überraschen  . Klar ist nur, dass auch Jake Kilmer daran alles andere als uninteressiert ist. Graces ehemaliger Vorgesetzter war vor acht Jahren bereits in die Vorfälle verstrickt und es bleibt fraglich, ob sie ihm dieses Mal vertrauen kann. Denn auch wenn er ihr seine Hilfe anbietet- er scheint auch seine ganz eigenen Absichten zu verfolgen.

So ist man als Leser Zeuge eines spannenden, unterhaltsamen Duells dieser beiden Männer, in das Grace mehr und mehr verstrickt wird. Nur vom Ende war ich etwas enttäuscht. Zwar hat mir die Auflösung an sich gut gefallen, aber der große "Wow-Effekt"-Knall  blieb leider aus. So war es eine angenehmene, recht spannende Geschichte- nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Gleiches gilt für die Charaktere. Sie waren mir zwar durchweg sympathisch (oder eben unsympathisch, je nachdem was gefordert war), blieben mir aber zu stereotyp. Da ist Grace, die allein erziehende (Über-)Mutter und Ex-Agentin. Zwar sympathisch und herzlich, aber neben dem Muttertier mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt blieb mir von ihr leider nur wenig in Erinnung. Auch Jake, Marvot und Nebencharaktere sind zwar gut gezeichnet, verbleiben aber größtenteils in ihren (teilweise sehr vorhersehbaren) Rollen. Das mag einen nun mehr oder weniger stören . Was mich aber mit zunehmener Seitenzahl wirklich geärgert hat, war Frankie. Hat sie anfangs noch Witz und Fröhlichkeit in die Geschichte gebracht, kam für mich leider sehr bald der Punkt, an dem sie nur noch eines getan hat: genervt . Ihr Verhalten ist voller Widersprüche und passt definitiv nicht zu dem einer Achtjährigen, hochbegabt oder nicht. Was zusätzliche Spannung einbringen sollte, hat mich irgendwann nur noch aggressiv gemacht. Mit diesem Charakter hat sich die Autorin meiner Meinung nach  ins eigene Fleisch geschnitten, hier wäre weniger mehr gewesen.

Fazit

So bleibt "Gnadenlose Jagd" alles in allem guter Durchschnitt. Das Richtige für einen gemütlichen Lesenachmittag, aber nichts, das mir länger (positiv) im Gedächtnis bleiben wird.

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

6. November 2010


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