Dienstag, 19. April 2011

[Rezension] ► Stieg Larsson - Verdammnis



Verdammnis. Millenium Trilogie,  Band 2Originaltitel: Flickan som lekte med elden
Erscheinungsjahr: 2008 (Heyne)
Preis: 9,95€ (Taschenbuch)
Seiten: 768
Reihe: Millenium #2 || Spoiler-Gefahr
Erster Satz: "Er hatte sie mit Lederriemen auf einer schmalen, stählernen Pritsche gefesselt."
Klapptext

Ein ehrgeiziger junger Journalist bietet Mikael Blomkvist für sein Magazin "Millennium" eine Story an, die skandalöser nicht sein könnte. Amts- und Würdenträger der schwedischen Gesellschaft vergehen sich an jungen russischen Frauen, die gewaltsam ins Land geschafft und zur Prostitution gezwungen werden. Als sich Lisbeth Salander in die Recherchen einschaltet, stößt sie auf ein besonders pikantes Detail: Nils Bjurman, ihr ehemaliger Betreuer, scheint in den Mädchenhandel involviert zu sein. Wenig später werden der Journalist und Nils Bjurman tot aufgefunden. Die Tatwaffe trägt Lisbeths Fingerabdrücke. Sie wird an den Pranger gestellt und flüchtet. Nur Mikael Blomkvist glaubt an ihre Unschuld und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Seine Nachforschungen führen in Lisbeths Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die ihn bald das Fürchten lehrt.

Rezension

Ich mag es ja selbst kaum glauben, aber ich muss den zweiten Teil um Meisterdetektiv Kalle "Ich verstehe die Frauen" Blomkvist und dem sozialen Naturtalent Super-Lizzy einfach loben. Ob das nun an einer Leistungssteigerung des Autors oder an praktisch nicht mehr vorhandenen Erwartungen lag, das sei allerdings dahingestellt. Meiner Lachmuskulatur hat es auf alle Fälle mehr als gut getan, dass "Verdammnis" ausgerechnet mit einer Lederriemen-Fessel-Szene und einer Landkarte angefangen hat, um einen kleinen Insider in Richtung der Mini-Leserunden-Truppe zu Teil 1 zu werfen . Aber auch davon abgesehen hatte dieses Buch nahezu alles, was sich mein Thriller-Herz wünscht. Und vor allem hat ihm fast alles gefehlt, bei dem ich (einen freundlichen Gruß an den ersten Band) am liebsten schreiend weglaufen würde, es aber Lesestolz sei Dank nicht kann. Statt Super-Kalles Spürnase bis zum aus-heiterem-Himmel-Showdown blind durch die (Betten-)Landschaften Schwedens zu folgen und dabei einen großen Bogen um jede Art von Verbrechen (brutale, sinnlose Tier- und Menschenquälerei vielleicht mal abgesehen) zu machen, durfte ich hier eine Lisbeth begleiten, die von Seite zu Seite interessanter wurde. Und überraschenderweise hat es der Autor dieses Mal erstaunlich früh, gut und vor Allem dauerhaft geschafft, Spannung aufzubauen. Man weiß (Klapptext sei Dank) dass alles irgendwie zusammenhängen muss, ist dabei aber wie Mikael selbst auf Hinweise von Lisbeth angewiesen. Und die hat natürlich Besseres zu tun, als die Lösung auf dem Silbertablett zu präsentieren.
Warum mussten die Mordopfer sterben? Wie nahe war Lisbeth wirklich am Abzug? Und vor Allem: wie weit würden Mikael und einige andere gehen, um ihre persönliche Ideal-Version der Geschichte bestätigt und bewiesen zu sehen?
So ganz genau konnte ich mir da nie sicher sein und das hat das Buch für mich zu etwas wirklich Besonderem gemacht. Zusammen mit tollen Nebencharakteren, einem faszinierenden Einblick in Lisbeths Leben und mehr als einer überraschenden Wendung, bleibt mir nur noch eines zu kritisieren: das Ende. Und täglich grüßt das Murmeltier... Und die Frage, ob Lizzy nun Super-"Mit einem Zigarettenetui gegen den Rest der Welt"-Woman ist oder nicht, dürfte auch beantwortet sein. Wen interessiert da schon, was ein menschlicher Körper können sollte und was nicht  .

Fazit

Dieses Buch ist literarisch und logisch nicht unbedingt unglaublich hochwertig, hat mich aber überraschenderweise richtig gut unterhalten. Zumal Herr Larsson Gott sei Dank nicht versucht hat, alle offenen Fäden auf den letzten 50 Seiten zusammenzuführen. Vielmehr bleibt nach wie vor einiges unbeantwortet und lässt auf interessante Wendungen im Finale hoffen .

Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

19. April 2011


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