Montag, 9. Mai 2011

[Rezension] ► Donna W. Cross - Die Päpstin



Die PäpstinOriginaltitel: Pope Joan
Erscheinungsjahr: 2010 (Piper)
Preis: 10€ (Taschenbuch)
Seiten: 566
Reihe: -
Erster Satz: "Es war am siebenundzwangzigsten Tag des Wintarmanoth im Jahre unseres Herrn 814, im härtesten Winter seit Menschengedenken."
Klapptext

Johanna, ein junges Mädchen mit überragenden Geistesgaben, wächst im Frankenreich des 9.Jahrhunderts heran. Als Tochter eines strenggläubigen Vaters und einer heidnischen Mutter gelingt es ihr, was allen Mädchen im Mittelalter verwehrt blieb: Sie erhält eine heilkundliche und philosophische Ausbildung. Doch Johanna weiss, dass ihr als Frau die letzten Tore der Weisheit verschlossen bleiben,ja das sie kaum überleben wird.
Als Mönch verkleidet, tritt sie zunächst ins Kloster Fulda ein und macht sich Jahre später auf den Weg nach Rom. Dort gelangt sie als Leibarzt des Papstes innerhalb kurzer Zeit zu grosser Berühmtheit.
Und schliesslich ist sie es selbst, die die Geschicke der katholischen Kirche leitet: Als Papst Johannes Anglicus besteigt sie den päpstlichen Thron.

Rezension

Kermit und die historischen Romane, das ist eigentlich kein vielversprechender Tauchgang. „Die Hexe und die Heilige“ von Ulrike Schweikert hatte mir sehr gut gefallen, aber so ziemlich alles Andere wurde per Expressboot auf die weite Reise geschickt. Aber die Thematik hat mich interessiert und so wurde der Sprung ins kalte Wasser gewagt. Und ich hätte noch viel länger schwimmen mögen .
Selten hat mich eine Figur so in ihren Bann gezogen, wie Johanna! Dieses Buch habe ich nicht einfach nur gelesen, ich bin dem kleinen Mädchen nicht einfach nur auf ihrem ungewöhnlichen Weg gefolgt. Vielmehr habe ich mich mit ihr gefreut und mit ihr gelitten; habe gebangt, gehofft und gelacht und dabei irgendwie gerne immer mal wieder vergessen, dass ich mich eigentlich im 21.ten Jahrhundert befinde.
Von klein auf, steht Johanna zwischen allen Fronten: als Tochter eines christlichen, aber gewalttätigen Priesters und einer von ihm unterdrückten, heidnischen Mutter, wird sie mit ihrem messerscharfen Verstand in eine Welt geboren, die noch nicht bereit für sie ist. So muss sie schon als kleines Mädchen hohe, schmerzhafte Preise dafür bezahlen, dass sie die „gottgegebene“ Frauenrolle weder akzeptieren, noch leben will. Der Spagat zwischen ihrem weiblichen Körper und ihren Gefühlen auf der einen und ihren damals nur in der Männerwelt akzeptieren und honorierten medizinischen und geistigen Fähigkeiten auf der anderen Seite, zieht sich durch ihr ganzes Leben.
Und sie dabei zu begleiten, das war dank des wunderbar flüssigen Schreibstils der Autorin ein einziges Lesevergnügen. Man taucht immer wieder in verschiedene, prägende Abschnitte von Johannas Leben ein. Aber die Autorin beschränkt sich nicht nur auf die Person Johanna. Aus ihrer Sicht, der des Ritters Gerold und des Widersachers Anastasius lernt man (teilweise wirklich erschreckende) Gegebenheiten und Denkweisen dieser Zeit kennen. Und das so eindringlich, dass ich mich nur schwer losreißen konnte.
Und dabei gelingt es der Autorin, ein durchweg stimmiges Werk zu schaffen. Handlung, Entwicklung der Charaktere und schließlich das Ende: es hat einfach alles zusammengepasst. Ich war nach der letzten Seite zwar traurig, mich von Johanna (die für mich eine der faszinierendsten Frauenfiguren ist, von denen ich je gelesen habe) verabschieden zu müssen. Aber ich war auch schlicht glücklich, dass die Autorin es geschafft hat, eine tollen Handlung mit einem passenden Ende abzuschließen.

Fazit

Für mich ist "Die Päpstin" nicht einfach nur ein sehr gutes Buch. Es ist viel mehr einer jener Schätze, über die man immer mal wieder (aber leider viel zu selten) stolpert: ein Buch, das einen überrascht und gefangen nimmt und für das man die Nacht zum Tag machen möchte.

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥
9. Mai 2010

2 Kommentare:

  1. Mir hat Die Päpstin auch sehr gefallen. Wie du schon angesprochen hast, taucht man komplett in die Welt ab (und dann erscheinen über 500 Seiten auch gar nicht mehr viel ;-)).
    Hast du den Film auch gesehen?

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    1. Stimmt, die 500 Seiten vergingen wirklich wie im Flug. Das hätten auch gerne noch ein paar mehr sein dürfen ;-)
      Den Film habe ich nicht gesehen. Ich bin eigentlich kein Mittelalter-Fan und bei Buchverfilmungen immer erst einmal misstrauisch. Hast du ihn gesehen, lohnt es sich?

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