Donnerstag, 31. Juli 2014

[BuchBlubb] ► Crossed (Ally Condie)



Flucht. 
Freiheit...
Rebellion?
♠Dt: Die Flucht
♠Verlag: Dutton (2011)
♠Seiten: 367
♠Genre: Dystopie, Jugendbuch
♠Reihe: Cassia&Ky #2

Noch kann Cassia keinen Gedanken an ihre ungewisse Zukunft verschwenden. Erst muss sie Ky finden, um jeden Preis. Denn ihr ist eines klar: seine Versetzung in die Outer Provinces kommt einem Todesurteil gleich. Aber als Cassia endlich dort ankommt, ist Ky schon geflohen und seine Spur verliert sich zwischen den majestätischen, aber tückischen Canyons. Dieses wilde Grenzland hat seine eigenen Gesetze und überall liegt der verheißungsvolle Duft nach Freiheit und Rebellion in der Luft. Cassia ist bereit, Ky und diesem Ruf zu folgen- wäre da nicht diese raffinierte Überraschung von Xander, die sämtliche Karten ganz neu mischen könnte...


1st: >> I´m standing in a river. <<






Angeschwemmt... wurde das Buch zusammen mit seiner großen Schwester bei einer - im wahrsten Sinne des Wortes - günstigen Gelegenheit letztes Jahr. Eigentlich kaufe ich keine unbekannten Autoren auf Vorrat, aber Cassia&Ky war die Empfehlung einer Freundin mit exquisitem Buchgeschmack und nach meinem 2013er-Highlight "Matched" war ich dann mehr als froh, mich nicht erst auf UK-Versand verlassen zu müssen.

Abgetaucht... bin ich trotz hoher Erwartungen aber erst einmal zögerlich. "Matched" hatte mich zwar völlig gefangen genommen und davon getragen, aber konnte Frau Condie diesen Zauber überhaupt noch einmal wirken? Kurz und bündig: Sie kann- und dabei ist sie keineswegs auf das Setting der "Society" angewiesen. Am Lagerfeuer wäre Frau Condie diejenige, deren Stimme man bis zum Morgengrauen und darüber hinaus lauschen möchte, besser kann ich es nicht ausdrücken. Ob beim Anblick unglaublich schöner Landschaften, dem Erleben unbeschreiblicher Grausamkeiten oder der Entdeckung unaussprechlicher Wahrheiten, die Autorin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und gerade das hat mich wieder in den Bann gezogen. Kein Detail bleibt vergessen, keine wichtige Zeile unbetont und so schafft es Frau Condie mühelos, die Bedeutung, die Macht von "Worten" für Cassia auch an mich weiterzugeben: Ihre Schönheit, ihre Wirkung und nicht zuletzt auch ihre Gefahr für all jene, die besser geschwiegen hätten. Wo in "Matched" der Boden nur leise vibriert hat, da rollen inzwischen die Kriegstrommeln an und der Leser muss das Böse nicht mehr erahnen, es wird auf dem Silbertablett serviert: Garantiert unverdaulich, aber garniert mit so vielen Fragezeichen, dass man einem Nachschlag unmöglich widerstehen kann.

Badegäste... haben mich überrascht. In "Crossed" wechselt die Rollenverteilung und es ist Cassia, die sich auf unbekanntem Terrain zurechtfinden und überleben muss. Für Ky hingegen ist es nichts Neues, dass die Society nicht nur Augen und Ohren, sondern auch ihre Waffen überall hat. Er scheint die Regeln zu kennen, nach denen hier gespielt wird, aber auch Cassia lernt schnell. Vom Mädchen hinter Zuckerglas, das nur leben und lieben und das ein oder andere entscheiden wollte, scheint von einer gewissen Naivität abgesehen nicht mehr viel übrig zu sein. Die neue Cassia will verändern und mir hat an dieser Entwicklung vor allem gefallen, dass sich die Society ihren Feind selbst geschaffen hat und kein ach so toller Mann dafür verantwortlich ist. Ky nämlich, in dem nicht nur Cassia einen - den? - Piloten sehen möchte, er will nur eines: So weit wie möglich weg und je mehr man über seine Vergangenheit erfährt, desto besser kann man ihn verstehen. Überhaupt sind Altlasten Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und als Leser vermutet man instinktiv (richtig), dass hinter den Nebencharakteren mehr steckt, als sie zugeben wollen. Hart, misstrauisch, sich selbst der Nächste- krasser hätte der Unterschied zu Cassias alter Umgebung nicht sein können. Aber mir haben sie gut gefallen und Xander, ja, der gute Xander... Dazu nur ein doppeltes Wort: Überraschung, Überraschung!

Schwimmzüge... leiden zumindest anfangs an der Sandwichbelags-Krankheit. Cassia ist zwar mit den besten Absichten aufgebrochen, sitzt seither aber im Mädchencamp zwischen Setzlingen, Geheimnissen und "Big Society is watching you"-Wänden fest. Ich mag es nicht, wenn sich die Handlung selbst in den Schwanz beißt und fand es wirklich zäh, als die beiden Erzählperspektiven noch nebeneinander, aber eben irgendwie nirgendwo hin gelaufen sind. Der Sinn hinter den Lagern im Outer Province ist unmenschlich und grausam, ja. Aber das Prinzip menschlicher Lockvogel ist nun einmal nichts Neues und deshalb hat mich Cassias Leben dort nicht halb so fasziniert, wie die Erkundung der "Society" im ersten Band. Wirklich gepackt hat mich die Geschichte deshalb erst, als sie einen Schritt weiter geht und flüchtet. Gejagt vom Militär und auf der Suche nach einer Legende kommt gefühlt auf jeden kleinen Erfolg eine unangenehme Wahrheit und auf jede neue Bekanntschaft ein Dutzend unbegrabener Toter. Steckt hinter "the pilot" mehr, als ein paar Worte? Was verbirgt Ivy? Flucht oder Angriff? Ky oder Angriff? Es hat etwas von einer emotional actiongeladenen Schnitzeljagd, wenn Cassia nach Antworten sucht- aber nicht jeder spielt fair und gerade diese Ungewissheit angesichts immer neuer Entdeckungen hat mich gefesselt. 


Der Weg ist hier das Ziel und die Charaktere werden sorgfältig und glaubhaft für das große Finale in Stellung gebracht.
Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

31.07.2014

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