Sonntag, 17. April 2011

[Rezension] ► Joe Abercrombie - Kriegsklingen



KriegsklingenOriginaltitel: The Blade Itself
Erscheinungsjahr: 2007 (Heyne)
Preis: 15,00€ (Taschenbuch)
Seiten: 800
Reihe: First Law #1
Erster Satz:"Logen hechtete zwischen den Bäumen hindurch, seine nackten Füße rutschten auf dem nassen Boden, dem Schlamm und den glitschigen Kiefernadeln immer wieder aus.
Klapptext

Dies ist die atemberaubende Geschichte von Logen, dem Barbarenkrieger, der eigentlich nur seine Ruhe haben will- wenn er nicht ständig um sein Leben kämpfen müsste. Denn Logen Neunfinger hat das Glück verlassen. Einst ein gefürchteter Barbar, gerät er in einen Hinterhalt und entkommt nur mit Mühe seinem angedachten Schicksal, dem Tod. Schwer verletzt schleppt er sich in die Berge und trauert um seine ermordete Familie, seine toten Freunde. Doch dann führt ihn sein Weg zu Bayaz, einem Magus aus alter Zeit- und das nicht aus Zufall...
Zur selben Zeit träumt Hauptmann Jezal in der Hauptstadt von einer glorreichen Zukunft bei den Truppen der Königstreuen, von Ruhm und Macht. Doch der Weg dorthin ist beschwerlicher, als es dem Sohn Adliger behagt. Das Heer - wie das ganze Land - ist zerrissen von Intrigen, seit Erzlektor Sult die Macht mit übelsten Mitteln an sich reißen will und Angst und Misstrauen unter den Menschen säht. Hinter Sult steht die Inquisition, allen voran Sand dan Glokta, den seine tragische Vergangenheit zu einem sadistischen, menschenverachtenten Mann hat werden lassen. Sein Hass reicht tief, und als Sult ihn in seine Dienste zwingt, erweist er sich als dessen würdiger Handlanger- doch nicht lange... Bald wird ihm klar, dass auch er nur eine Figur in einem Spiel ist, dessen Regeln er nicht kennt.

Rezension

Ich habe hier wegen des Titels (ein Hoch auf die dt. Übersetzung ) ein actiongeladenes Gemetzel voller Krieg, Kämpfe und Zerstörung erwartet. Und davon ist auch einiges (und das nicht zu blutarm) vorhanden, aber bekommen habe ich noch viel, viel mehr!
Zugegeben, sein Schreibstil war für mich zunächst doch sehr gewöhnungsbedürftig. Abercrombie liest sich anders, als alles, was ich bis dahin in diesem Bereich kannte: Seine Sprache ist nicht gerade blumig und ausschweifend. Im Gegenteil, er schreibt (manchmal zu) derb und lässt wenig Spielraum für malerische Gedanken. Aber Abercrombie lässt dem Leser auch viel Platz für eigene Vorstellungskraft. Er gibt zwar den Rahmen vor, lässt einen sich aber seine Welt ein Stück weit selbst erschaffen, was mir sehr gut gefallen hat. Es hat zwar etwas gebraucht, bis ich mein eigenes Bild von der Welt, den Menschen und Bräuchen hatte, aber das blieb mir dann auch im Gedächtnis.Und als ich mich an den Stil gewöhnt hatte, konnte ich mich gar nicht mehr losreißen .
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen Hauptcharaktere erzählt und je nach Perspektive wandelt sich auch der Schreibstil. Mal etwas naiv und weltfremd, dann wieder beißend ironisch oder einfach nur witzig- langweilig wurde mir nie. Ganz im Gegenteil, dafür sorgen schon die Wandlungen, die die verschiedenen Charaktere durchmachen. Anfangs erschienen sie mir noch recht blass, ja richtig unsympathisch und ich hatte wenig Lust auf die nächsten 700 Seiten. Aber je weiter ich gelesen habe, desto besser habe ich sie kennengelernt und musste feststellen, dass hier nur wenig ist, wie es zunächst zu sein scheint. Und das ist für mich das ganz große Plus dieses ersten Bandes! Denn nach den ersten paar Kapiteln mag man als Leser vielleicht glauben, man habe die scheinbar einfach gestrickten, typischen Charaktere eines gewöhnlichen Fantasy-Romans mit noch gewöhnlicherer Handlung durchschaut. Aber man täuscht sich und das konnte mich richtig begeistern! Die typische Aufteilung in gute und böse Charaktere gibt es hier größtenteils nicht. Die Grenzen verschwimmen stark und ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickeln wird.
Storytechnisch passiert hier dafür zugegebenermaßen nicht vieles. Von einigen Kampfszenen abgesehen, gibt es hier noch nicht viel Action. Aber man spürt gerade gegen Ende hin deutlich, dass die Grundsteine zu Großem gelegt werden und es im Folgeband wohl nicht mehr so ruhig zugehen wird.

Fazit

Für mich die positive Fantasy-Überraschung des Jahres! Sympathische (Anti-)Helden, eine spannende Geschichte voller Intrigen, Sein und Schein und nicht zuletzt ein wirklich ungewöhnlicher, fesselnder Schreibstil: ein absolutes Muss für Fans anspruchsvoller, epischer Fantasy und tiefgründiger Charaktere.

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

8. August 2010

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