Seitenteich: [Rezension] ► Kai Meyer

Originaltitel: Arkadien brennt
Erscheinungsjahr: 2010 (Heyne)
Preis: 19,90€ (Hardcover)
Seiten: 400
Reihe: Arkadien #2 || Spoiler-Gefahr

Erster Satz: "Draußen auf der Startbahn stieg eine Maschine in den Himmel, und die Welt um Rosa wurde still."

Klapptext

Menschen, die sich in Tiere verwandeln. Blutfehden zwischen Mafiaclans. Die verbotene Liebe zu Alessandro... Rosa braucht dringend Abstand zu den Ereignissen auf Sizilien. Auf den Spuren ihres alten Lebens reist sie zurück nach New York. Aber auch dort kommt sie nicht zur Ruhe. Die mächtigen Stellvertreter der amerikanischen Clans erwarten sie bereits. Dann stößt Rosa auf beunruhigende Details über ihre Vergangenheit. Und über ihren toten Vater. Aber warum spielt dabei immer wieder Alessandro eine Rolle? In Rosa keimt ein schrecklicher Verdacht...

Rezension

Nachdem ich den ersten Teil - dezent ausgedrückt - großartig fand, waren meine Erwartungen an die Fortsetzung (wie üblich, Herr Meyer enttäuscht mich einfach zu selten

) hoch. Und Tatsache: dieses Buch hat mich wieder auf eine Art und Weise in seinen Bann gezogen, dass ich teilweise wirklich alles um mich herum vergessen habe. Einschließlich so unbedeutender Dinge wie Essen, Trinken oder Atmen.
Ein kurzer Rückblick mit den wesentlichen Fakten aus Band eins (Tabula, Hungriger Mann und Co.) hätten den Einstieg zwar etwas erleichtert, aber auch so war ich von der ersten Seite an wieder in der Geschichte gefangen. Geschuldet ist das vor Allem dem Stil des Autors, den ich einfach nur bewundere. Er schreibt spannend, wenn sich die Ereignisse überschlagen; romantisch, wenn es um Rosa und Alessandro geht- kurzum, er haucht jeder Situation individuell Leben und Atmosphäre ein, einfach toll

.
Das Wiedersehen mit den Charakteren ist irgendwie ein Treffen mit alten Freunden. Ich hatte ja befürchtet, dass "In einer Beziehung"-Rosa schmelzen würde, wie Butter in der Sonne. Aber das ist glücklicherweise nicht der Fall, sie bleibt Rosa mit ihrer herrlich sarkastischen Art. Aber man lernt einen Teil von ihr kennen, den man so nicht erwartet hätte. Sie macht (ohne das Spoiler-Fähnchen hissen zu wollen) wie ich finde eine überraschende Entwicklung durch und gewinnt einige interessante, dunkle Facetten hinzu.
Alessandro hingegen ist und bleibt im Großen und Ganzen wie wir ihn lieben. Und es war wieder so herrlich, die beiden zusammen zu lesen! Die Art, wie sie miteinander in den verschiedensten Situationen umgehen... Romeo und Julia sind so vorgestern

. Und auch sonst: ob nun Iole oder die Lehrerin als Mauerblümchen mit Mutterinstinkt und Rocker-Exfreund und viele, viele mehr. Nahezu alle Nebencharaktere können auf ihre Art und Weise begeistern. Sei es, weil sie immer wieder für witzige Situationen sorgen- oder weil sie nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen.
Denn damit wäre ich bei dem Merkmal angelangt, das dieses Buch für mich ausmacht: nichts ist, wie es scheint. Und schon gar nicht, wie es sich "Meisterdetektiv Leser" eventuell ausmalt.
Dieser Teil ist nicht nur verworrener, verwirrender und geheimnisvoller als der erste, sondern auch um einiges dunkler (Jugendbuch Ade, wenn man mich fragt) und spannender. Sind die ersten Kapitel noch relativ ruhig, herrschte bei mir recht schnell akkuter Sauerstoffmangel wegen überdurchschnittlicher Spannung. Denn Rosa stolpert von einer Katastrophe in die Nächste, deckt Geheimnisse auf und kommt Intrigen auf die Spur. Und fast immer, wenn ich wieder einmal den "Jetzt weiß ich wo der Frosch hinhüpft"-Gedanken hatte, wurde ich eines Besseren belehrt.

Fazit

Als Lesefrosch bleibe ich nach 400 Seiten nicht nur völlig atemlos-begeistert, sondern vor Allem auch ratlos zurück. Denn auf jede beantwortete Frage kommen wieder einmal ein gefühltes Dutzend neue, bei denen Herr Meyer sein Pulver noch nicht verschießt. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie um alles in der Welt ich die Zeit bis zum Finale überbrücken soll... SuB-Abbau könnte eine Lösung sein, aber nach Kai Meyer will klein Kermit grundsätzlich nur eines: den nächsten

. Deshalb gibt es von mir ganz klar die Bestnote.