Freitag, 17. Juni 2011

[Rezension] ► George R.R. Martin - Die Herren von Winterfell



Das Lied von Eis und Feuer 1. Die Herren von WinterfellOriginaltitel: A Game of Thrones (Part 1)
Erscheinungsjahr: 1997 (Blanvalet)
Preis: 12,00€ (Taschenbuch)
Seiten: 544
Reihe: Das Lied von Eis und Feuer #1
Erster Satz: "Wir solllten umkehren", drängte Gared, als es im Wald um sie herum zu dunkeln began.  "Die Wildlinge sind tot." "
Klapptext

Die letzten Tage des Sommers sind gekommen. Eddard Stark, Herrscher im Norden des Reiches von Robert Baratheon, weiß, dass der nächste Winter Jahrzehnte dauern wird. Als der engste Vertraute des Königs stirbt, soll Eddard dessen Nachfolger werden. Er folgt dem Ruf an den Königshof, während sich sein Sohn Jon den Kriegern der Nachtwache an der Grenze des Nordens anschließt. Doch um den Schattenthron des schwachen Robert scharen sich Intriganten und feige Meuchler. Eddard sieht sich plötzlich von mächtigen Feinden umzingelt, während seine vielköpfige Familie in alle Winde verstreut wird. Die Zukunft des gesamten Reiches steht auf dem Spiel...

Rezension

Nach unzähligen Empfehlungen von verschiedensten Seiten und langem Aufenthalt im "Most Wanted"-Becken meiner Wunschliste, durfte ich es dank einer lieben Büchertrefflerin letzten Monat endlich in den Händen halten: den Auftakt zu "Das Lied von Eis und Feuer" .
Die Fantasy-Saga überhaupt, das Beste vom besten sollte das sein. Soweit so gut, ich war gespannt- und bald schon überrascht! Denn vom Unheil verkündenden Prolog und einigen Verweisen auf längst vergangene Zeiten der Magie abgesehen, war hier vom Genre zunächst nicht viel zu spüren. Statt den üblichen Verdächtigen epischer Fantasy, wie Magier, Ungeheuer und Co., begegnet der Leser der über Winterfell herrschenden Familie des Lords Eddard Stark. Und während man sie alle (und sie sind zahlreich, das sei versichert ) kennenlernt und zusehen kann (und muss), wie sich die Räder des Schicksals zu drehen beginnen, vermisst man weder feuerspeiende Drachen, noch blitzeschleudernde Zauberer. Dazu wird man viel zu schnell eingesogen in eine Welt voller Intrigen, Ränke und Verschwörungen, denen man sich nicht entziehen kann. Eine Welt, die Martin auf einzigartig eindringliche Art und Weise beschreibt. Grundgerüst ist eine mittelalterliche Zeit, die vom Autor sehr greifbar dargestellt wird. Fast schon konnte ich gegrilltes Fleisch riechen, den Fluss plätschern hören oder die eisige Kälte einer Gruft spüren. Genauso präsent sind die verschiedenen Charaktere. Obwohl es sehr (sehr, sehr, sehr) viele sind, aus deren verschiedenen Sichtweisen die Geschichte abwechselnd erzählt wird, war ich schnell mit ihnen vertraut. Denn jedes Kapitel ist sehr persönlich erzählt. Man blickt nicht einfach durch die Augen einer bestimmten Person auf das Geschehen, sondern erlebt es hautnah. Ich habe schon einiges an Fantasy gelesen, aber selten hatte ich derart das Gefühl, Teil der Erzählung zu sein. Und vor Allem bin ich selten so vielen verschiedenen Hauptpersonen - Helden, wie (vermeintliche) Antihelden gleichermaßen - begegnet, von denen nicht eine einzige nur oberflächlich ausgearbeitet war. Stereotypen gibt es hier, wie ich finde, nur auf den ersten Blick und das hat mir sehr gut gefallen.
Zur Handlung: man merkt dem Buch deutlich an, dass es einen Auftakt darstellt. Aber was für einen! Denn einen Einführungsband im klassischem Sinne hält man hier nicht in den Händen. Es werden nicht erst einmal gemächlich alle Charaktere vorgestellt und seitenweise Motive, Freund- und Feindschaften erläutert. Vielmehr lernt man getreu dem Motto "Man ist, was man tut." die verschiedenen Personen anhand ihrer Reaktionen auf verschiedene Geschehnisse kennen. Das macht es zwar nicht immer ganz leicht, den Überblick zu behalten, schafft aber auch eine unheimliche Dynamik. Verstärkt wird diese noch dadurch, dass die Geschichte keinem glatten, vorhersehbaren Handlungsverlauf folgt. Du denkst, du wüsstest, wer der Held ist und auf der Gewinnerseite zu stehen hat? Du hast deine Lieblinge gefunden und weißt, um wen es nicht schade wäre? Du wirst dich mehr als einmal irren- und es wird dich begeistern . Deshalb möchte ich zum Plot hier gar nicht viel schreiben. Diese Geschichte lebt von ihren Überraschungen und die sollte man unbelastet genießen können.
Denn der Autor schafft damit und mit seinem fesselnden Schreibstil eine (fast) unbeschreibliche Atmosphäre. Als Leser hatte ich hier eine einmalige Achterbahn-Position inne: auf der einen Seite hatte ich den Protagonisten den Blick auf das große Ganze (oder zumindest das, was sich davon bereits erahnen lässt) voraus. Aber nur, weil ich einige Abgründe schon erahnen konnte, hieß das nicht, dass ich die Fahrt für eine kurze Verschnaufspause hätte anhalten können.

Fazit

Ein wirklich gelungener Auftakt! Und vor Allem einer fern von rosaroter Seifenblasen-Fantasy mit garantiertem Happy End. Wenn die Folgebände ansatzweise halten, was dieses Buch verspricht, dann wartet auf mich eine tolle Saga voller Überraschungen. Ich kann es (auch dank eines durch des Lesers besten Freund "Aus 1 mach 2" bedingten Cliffhanger vom Feinsten) kaum erwarten, die Starks mit Freund und Feind wiederzusehen. Vor Allem, nachdem mittlerweile auch ich blinder Frosch das Korn in Form des Personenverzeichnisses auf den letzten Seiten entdeckt habe .

Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

16.06.2011


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