Freitag, 10. Juni 2011

[Rezension] ► Stieg Larsson - Vergebung



VergebungOriginaltitel: Luftslottet som sprängdes
Erscheinungsjahr: 2009 (Heyne)
Preis: 9,95€ (Taschenbuch)
Seiten:864
Reihe: Millenium #3 || Spoiler-Gefahr
Erster Satz: "Dr. Anders Jonasson wurde von Schwester Hanna Nicander geweckt."

Klapptext

Mit einer Kugel im Kopf wird Lisbeth Salander in die Notaufnahme eingeliefert. Sie hat den Kampf gegen Alexander Zalatschenko, berüchtigter Drahtzieher mafiöser Machenschaften, ein weiteres Mal knapp überlebt. Aber wird sie gegen den schwedischen Geheimdienst bestehen können, der alle Kräfte mobilisiert, um sie ein für alle Mal mundtot zu machen? Zu groß ist die Gefahr, dass sie die Verbindung zwischen Zalatschenko und der schwedischen Regierung aufdeckt. Unterdessen arbeitet Mikael Blomkvist unter Hochdruck daran, Salanders Unschuld zu beweisen. Es fehlen nur noch wenige Details, und er wird das Komplott gegen Salander aufdecken. Auch als seine Ermittlungen von höchster Stelle massiv behindert werden, führt Blomkvist seine Arbeit unbeirrt fort. Er weiß genau, dass er nur noch diese eine Chance hat, um Lisbeth Salander zu retten.

Rezension

Trommelwirbel im Hintergrund, es ist soweit! Frosch: 3, ungelesene Larssons: 0. Satz und Sieg (unter Anderem dank einer tollen Mini-LR-Truppe auf Büchertreff) für die Teichfraktion

Im Gegensatz zu "Verdammnis", das handlungstechnisch ein Neustart war (und mir vielleicht deshalb deutlich besser gefallen hat, als der Auftakt), schließt dieses Buch nahtlos an den Vorgänger an. Man sollte also spätestens bei Band zwei ins Lesebecken gesprungen sein. Denn obwohl (wie könnte es anders sein ) das Wichtigste wiederholt wird, wird man im Prinzip direkt in das Geschehen geworfen. Ärzte kämpfen um Leib (sehr zerschunden) und Leben (im Begriff zerschunden zu werden) von Lisbeth, der das Wiedersehen mit Daddy nicht sehr gut bekommen ist. Aber als deutlich wird, dass sie auch durch Kugeln und den ein oder anderen Knochensplitter im Gehirn nicht klein zu kriegen ist, kommen die Dinge erst richtig ins Rollen. Denn statt munter Inseln und Verwandschaftsverhältnisse zu erkunden, sieht sich Mikael hier im Zugzwang. Er ahnt, dass der von der schwedischen Regierung totgeschwiegener Ex-Agent Zalatschenko nicht unbedingt die beste Ausgangslage für seine ernannte Freundin ist. Denn die Gegner wollen ihre Geheimnisse waren- um jeden Preis. Während Lisbeth also ans Krankenbett gefesselt ist, macht sich eine ganze Reihe von Menschen daran, sie entweder zu rehabilitieren oder den Boden mit ihr aufzuwischen.

Und das hat sich dann doch meist richtig kurzweilig gestaltet! Besonders der von vielen kritisierte Anfang hat mir sehr gut gefallen. Niemand weiß wirklich, woran er ist und bis die Fronten geklärt sind, hat mich die Handlung wirklich begeistert. Das Zwischenmenschliche (vor Allem um Lisbeth) ist gut und glaubwürdig beschrieben und die Gegner werfen den ein oder anderen Trumpf auf den Tisch. Aber sobald jeder zu wissen glaubt, wen es zu vernichten gilt, geht dem Ganzen leider die Luft aus. Mikaels Jagd auf die Hintermänner könnte nicht besser laufen: es wird munter drauf los geraten - Entschuldigung, gespürsinnt! -, verfolgt und hereingelegt. Von intelligentem Krimi war dabei zwar nicht viel zu spüren, aber der Unterhaltungsfaktor war dank einiger kinoreifen Szenen rießig . Da werden Ministerpräsidenten geblufft, ausgebildete Polizisten übertrumpft und alles überlistet, was nicht bei drei untergetaucht ist. Man packe noch ein paar kleine, völlig zusammenhang- und bedeutungslose Nebenhandlungen und die ein oder andere (schlagstock-)kräftige Emanze ein und fertig ist der selbsternannte Thriller des Jahres. Das alles mag unterhaltsam gewesen sein, ja. Aber seinen Ansprüchen wird dieses Buch damit für mich leider lange nicht gerecht. Ab einem gewissen (und leider recht frühen) Punkt, hatte ich das Gefühl, sämtliche Munition der verschiedenen Lager zu kennen und nur noch auf das "Feuer frei" zu warten  .
Auch bei den Charakteren scheint Herr Larsson die heile Kaffee-und-Kuchen-Welt lieb gewonnen zu haben. Man kuschelt, liebt und zeigt Verständnis für alles und jeden und selbst Terminator-Lizzy wird zur Menschenfreundin. Ihre Entwicklung war gerade im Krankenhaus noch glaubwürdig, aber irgendwann wurde da für mich eine Grenze überschritten. Das scheint dem Autor irgendwann auch aufgefallen zu sein, aber einige Szenen gegen Ende hin schießen da mit einer Bazooka auf die sprichwörtlichen Spatzen. Und das erfolglos. An den zweiten Teil kommt "Vergebung" leider nicht heran. Und das nicht nur, weil Mikael "Womanizer" Blomkvist wieder östrogenhaltiges Blut geleckt hat.

Fazit

Nette Unterhaltung (wenn auch Hinterfragen von Sinn und Logik mit Vorsicht zu genießen ist), aber auch im dritten Anlauf ist das Larsson-Virus an mir abgeprallt, wie ein Wassertropfen an der Lotusblüte.


Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥

 06. Juni 2011


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