Mittwoch, 31. August 2011

[Rezension] ► Suzanne Collins - Gefährliche Liebe



Die Tribute von Panem 2. Gefährliche LiebeOriginaltitel: Catching Fire
Erscheinungsjahr: 2010 (Oetinger)
Preis: 17,95€ (Hardcover)
Seiten: 431
Reihe: Die Tribute von Panem #2
Erster Satz: "Ich halte die Thermoskanne in der Hand, obwohl sich die Wärme des Tees längst in der eisigen Luft verflüchtigt hat."
Klapptext

Trotz ihrer glücklichen Rückkehr in ihre Heimat ist für Katniss und Peeta nichts mehr, wie es einmal war. Denn seitdem sie lieber gemeinsam in den Tod gegangen wären, als sich dem Willen des Kapitols zu beugen, haben sich die beiden den Zorn der Regierung zugezogen. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familien schweben in großer Gefahr, dadurch dass Katniss dem Kapitol in aller Öffentlichkeit die Stirn geboten hat. Für viele in Panem ist sie dafür allerdings auch zu einer Heldin geworden, die für den Widerstand steht, und in einzelnen Distrikten kommt es bereits zu Aufständen. Doch Katniss Sorge gilt vor alllem denen, die sie liebt. Und dazu zählt für sie ganz sicher auch Gale. Doch als das Kapitol sie und Peeta tatsächlich wieder in die Arena schickt, gibt es für Katniss nur ein Ziel: Peetas Leben zu retten, auch wenn es ihr eigenes kosten sollte...

Rezension

Der erste Teil der Trilogie hatte mich ja schlichtweg begeistert und war eine absolute Delikatesse! Derart verwöhnt, hatte mein Lesegaumen an die Fortsetzung (Mittelteil hin oder her) ziemlich hohe Erwartungen und ich hatte mich unheimlich auf ein Wiedersehen mit Katniss, Peeta und Co. gefreut. Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wie mich nach einem so grandiosen Auftakt noch etwas in ähnlichem Maße begeistern können sollte.
Und die ersten Schwimmzüge sind mir dann auch prompt schwer gefallen. Die Handlung setzt einige Monate nach den Hungerspielen ein, in denen Katniss die Spielemacher überlistet und zusammen mit Peeta gewonnen hat. Das Kapitol hat seine Versprechungen gehalten und beide leben inzwischen mit ihren Familien in Distrikt zwölfs recht einsamen "Dorf der Sieger", wo es ihnen materiell an nichts mehr mangelt. Wie es ihnen jedoch in der Zwischenzeit ergangen ist, darüber erfährt der Leser leider nur wenig. Hier hätte ich mir mehr (Wiedersehen mit den Familien, Gales Reaktion auf "Ich gehe mit dir in den Tod"-Peeta etc.) gewünscht, als einzelne szenenhafte Erinnerungen von Katniss. So blieb mir die Protagonistin, die mich im ersten Band mit ihrer Art noch so begeistert hat, hier zumindest anfangs erstaunlich fremd. Sie muss nicht länger jeden Tag aufs Neue für das Überleben ihrer Familie sorgen, leben sie doch für die Verhältnisse des ärmlichen Distrikts nun regelrecht luxuriös. Aber wozu ein Telefon, wenn die einzig möglichen Gesprächspartner entweder betrunken sind, oder von einem zutiefst verletzt wurden? Katniss sehnt sich zurück nach ihrem alten Leben und besonders nach ihrer innigen Freundschaft zu Gale, die einem undefinierbaren Verhältnis gewichen ist. So verloren, rastlos und unentschlossen hatte ich sie einfach nicht erwartet und vielleicht lag es daran, dass mich ihr Schicksal hier anfangs nicht richtig berühren konnte.
Aber ein Gutes hatte es auch, dass Frau Collins an überleitenden Szenen gespart hat: die Handlung hatte es praktisch von der ersten Seite an wieder in sich! Woher auch immer man die Idee für den deutschen Titel hatte (an der Romance-Welle im YA-Bereich liegt es bestimmt nicht ), der englische "Catching Fire" könnte treffender nicht sein: es brodelt in den Distrikten. Dass Panem alles Andere, als eine heile Welt ist, das konnte man ja in "Tödliche Spiele" schon erahnen. Aber wie sehr die Menschen teilweise unter Hunger, Armut und Unterdrückung leiden müssen, das wird hier erst richtig deutlich. Mit gewohnter Eindringlichkeit beschreibt Frau Collins das Leben unter der eisernen Hand einer unbarmherzigen Regierung und einige Szenen haben mir wirklich den Atem genommen. So verwundert es kaum, dass Katniss und ihr Spotttölpel unfreiwillig zu dem einen Funken geworden sind, den es gebraucht hat, um vielerorts für Aufstände zu sorgen. Ihre Versuche, die Wogen zu glätten, um sich selbst und vor Allem ihre Liebsten vor dem Zorn des Kapitols zu schützen, scheinen dabei von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und gerade, als sie sich entschieden hat, welche Rolle sie spielen möchte, geschieht das Unfassbare: sie und Peeta müssen zurück in die Arena!
Wer jetzt (wie ich anfangs) befürchtet, dass hier die Verkaufsschlager-Suppe aus "Tödliche Spiele" mal eben verlängert und neu aufgewärmt wurde, der wird sein blaues Wunder erleben. Ich für meinen Teil konnte das Buch spätestens jetzt nicht mehr aus der Hand legen . Von Anfang an haben diese Hungerspiele, in denen ehemalige Sieger um einen einzigen Thron kämpfen, einen völlig anderen Unterton. Und das nicht nur, weil sie eine einzige Kriegserklärung an das "Mädchen in Flammen" Katniss zu sein scheinen. Es findet dieses Mal kein "Katniss gegen den Rest der Welt" statt und es ist auch weit nicht mehr so einfach, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Und das schafft eine zum Zerreißen spannende Atmosphäre! Frau Collins spielt wieder gekonnt mit Emotionen und als Leser bin ich wirklich durch ein Wechselbad der Gefühle geschwommen. Dazu kommt, dass mit Beginn der Spiele auch Katniss für mich wieder die Heldin war, die ich im ersten Band so mochte. Sie hat wieder ein Ziel vor Augen: Peeta zu beschützen, koste es was es wolle. Und es war unheimlich faszinierend verfolgen zu können, wie sie erstmals das Leben eines nicht blutsverwandten Anderen über ihr eigenes stellt. Auch Peeta hat sich seit den ersten Hungerspielen verändert. War er dort zwar sympathisch, aber auch irgendwie ohne bleibenden Eindruck, so bildet er hier einen Gegenpart zu Katniss, der es an Tiefgang durchaus mit ihr aufnehmen kann. Er hat an Ernsthaftigkeit und Reife gewonnen und bleibt trotzdem Peeta, wie ich ihn vom Fleck weg heiraten würde mag. Zusammen mit den liebevoll und detailliert gezeichneten Nebenfiguren hat Frau Collins sich mit ihren Charakterdarstellungen meiner Meinung nach selbst übertroffen.
So sind diese zweiten Hungerspiele also alles Andere als ein schwacher Abklatsch der ersten. Vielmehr verleihen sie dieser Reihe mehr Tiefgang und haben sie für mich endgültig von gewöhnlicher Jugendliteratur abgehoben. Die Autorin schafft es wieder und wieder zu überraschen und zu begeistern: mit ihrer Sprache; den Bildern, die sie vor meinem geistigen Auge geschaffen hat und nicht zuletzt mit einigen wirklich überraschenden Wendungen. Die münden in einem Finale, das ich so nie erwartet hätte und bei dem ich es stark bezweifle, dass ich ein Jahr Warten auf den Folgeband überlebt hätte .

Fazit

Trotz eines für mich etwas schleppenden Anfangs ist dieses Buch eine mehr als gelungene Fortsetzung. Der Autorin gelingt hier meiner Meinung nach, woran schon unzählige Andere gescheitert sind: eine Brücke von Auftakt zu Finale zu schlagen, die eben nicht nur überbrückt, sondern es in sich hat!

Inhalt: ♥♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥
31. August 2011


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