Freitag, 28. Oktober 2011

[Rezension] ► Kai Meyer - Arkadien fällt



Originaltitel: Arkadien fällt
Erscheinungsjahr: 2011 (Carlsen)
Preis: 19,90€ (Hardcover)
Seiten: 448
Reihe: Arkadien #3 || Spoiler-Gefahr
Erster Satz: Wären wir Narben, dann wären unsere Erinnerungen die Fäden, die uns zusammen halten.
Klapptext

Rosa und Alessandro wollen ihre Gefühle füreinander nicht länger verbergen. Doch ihre Liebe bringt die Clans der Gestaltwandler gegen sie auf. Nach einer wilden Jagd durch die Weiten Siziliens erkennt Rosa, wer wirklich hinter dem Komplott gegen sie steckt: Der Hungrige Mann, der Herrscher aller Dynastien, ist zurückgekehrt - und die Welt der Arkadier wird niemals mehr sein wie zuvor.

Rezension

Was hatte ich mich auf einen weiteren Band um Rosa und Alessandro gefreut! Aber dann der Schock: "Arkadien fällt" sollte plötzlich doch der vorläufig letzte Band der Reihe werden. So großartig ich Kai Meyer auch finde, würde er in nur einem Buch all die (unzähligen) offenen Fäden zu einem würdigen Ende verknüpfen können? Die Antwort ist simpel: er kann- und wie!
Wie schon beim Vorgänger habe ich mich auch bei diesem Buch schnell wieder eingefunden. Ein wie gewohnt wunderschöner Prolog, ein paar Seiten und schon war ich hoffnungslos gefangen. Zum gemütlichen Eingewöhnen wäre aber auch beim besten Willen keine Zeit gewesen. Der schwer verletzte adoptierte Carnevare Fundling ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen und ausgerechnet die Vorsteherin der Anti-Mafia-Einheit, Richterin Quattrini, nutzt seine Beerdigung aus, um Kontakt zu Rosa und Alessandro aufzunehmen. Sie scheint plötzlich mehr über die Arkadischen Dynastien zu wissen, als gut für sie wäre und die beiden jungen Capi treten bei einem Treffen mit ihr ungewollt eine regelrechte Lawine los. Alte und neue Feinde formieren sich und schon bald stehen Rosa und Alessandro mit dem Rücken zu Wand. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, um herauszufinden, warum sie im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen scheinen...
Und so begleiten wir Rosa und Alessandro bei einem atemberaubenden Rennen! Mit den Ereignissen um Quattrini werden sie vom Startschuss überrascht und von da an geht es mit wahnsinnig hoher Geschwindigkeit weiter, ihre Verfolger immer dicht auf den Fersen. Dem Autor gelingt es dabei, die dichte Handlung und die Fülle an Informationen so zu gestalten, dass ich mich beim Lesen nicht überfordert gefühlt habe. Vielmehr trat das übliche Kai-Meyer-Syndrom auf und das Buch hat eher mich verschlungen als umgekehrt, so spannend war es  . Beeindruckend fand ich auch, dass sich hier sehr viele Details aus den ersten beiden Bänden in die Handlung eingefügt haben. Das waren manchmal nur Kleinigkeiten, aber oft bekam von mir damals (ich müsste es ja langsam besser wissen) als unwichtig Abgestempeltes hier noch eine zentrale Bedeutung. Toll, wie mit der Arkadien-Reihe wirklich ein großes Ganzes geschaffen wurde!
Aber nicht nur die Handlung hat es in sich, auch die Charaktergestaltung wird nicht vernachlässigt. Zwar wird den Nebencharakteren rund um Iole aus Zeit- und Platzmangel nicht mehr ganz so viel Raum gelassen. Dafür  war es um so faszinierender zu beobachten, wie Alessandro und Rosa mit ihrem immer stärker werdenden arkadischen Erbe umgehen. Wie weit darf man für den vermeintlich guten Zweck gehen? Und vor allem: wie lange kann und darf man anderen dabei zusehen, wie sie Grenzen überschreiten? Rosas Schlange und Alessandros Panther haben darauf teilweise ganz unterschiedliche Antworten und die sich daraus ergebenden Konflikte und Entscheidungen waren für mich gut nachvollziehbar. Viel Zeit für solche emotionalen Boxenstops blieb nicht, aber die wenigen waren absolute Highlights. Die Beziehung zwischen Rosa und Alessandro ist so leise und gleichzeitig so einfühlsam, schön und tiefgehend beschrieben, dass ihre Gefühle fast greifbar sind. Gänsehaut pur und mit einem Wort einzigartig! Stichwort "Tacker"; ihr werdet wissen, was ich meine .
Insgesamt also eine gelungene Kombination aus dichter Handlung, überraschenden Wendungen und gefühlvollen Momenten. Dass das bei so hohem Tempo funktioniert, liegt vor allem am Schreibstil des Autors. Er schafft es wie kein Anderer sprachliche Schönheit, Information und Spannung zu verbinden, ohne sich in unnötigem Beiwerk zu verlieren. Man fliegt regelrecht durch die Seiten und kann trotzdem nahezu jede einzelne davon genießen. Zum großen Finale möchte ich gar nicht viel sagen, außer: selbst lesen und überraschen lassen. Für mich blieb zwar die ein oder andere Frage noch offen, aber alles in allem hat mich dieses Buch nicht wie befürchtet mit einem großen Fragezeichen zurückgelassen. Mit einem Band mehr hätte man bei manchem sicher etwas mehr in die Tiefe gehen können, aber aus den zur Verfügung stehenden Seiten hat der Autor meiner Meinung nach alles Mögliche herausgeholt und einen passenden Abschluss geschaffen.

Fazit

Ein würdiger (hoffentlich aber nur vorläufiger) Abschluss einer einzigartigen Reihe! Dieses Buch überzeugt durch einen hohen Spannungsfaktor und atmosphärische Gänsehaut-Momente. Ich mag gar nicht glauben, dass es zu Ende ist .

Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥♥
28. Oktober 2011


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