Montag, 12. März 2012

[Rezension] ►Gesa Schwartz - Das Siegel des Feuers



Originaltitel: Das Siegel des Feuers
Erscheinungsjahr: 2010 (Lyx)
Preis: 19,95€ (Hardcover)
Seiten: 688
Reihe: Grim #1
Erster Satz: "Regungslos hockte Grim auf dem Dachfirst über dem siebten Stock."
Kurzbeschreibung

Paris: Über dem Treiben der Metropole thronen die steinernen Figuren der Kathedrale von Notre Dame. Niemand unter den Menschen ahnt, dass sie im Schutz der Nacht erwachen, wenn kein sterbliches Auge sie sieht. Denn die Gargoyles fürchten und verachten die Menschen, und es ist ehernes Gesetz, dass die Sterblichen niemals von ihrer Existenz erfahren dürfen. Der Gargoyle Grim hat sein Leben der Wahrung dieses Gesetzes gewidmet. Eines Nachts beobachtet er seine alte Mentorin Moira dabei, wie sie sich mit einem jungen Mann namens Jakob trifft und ihm ein rätselhaftes Pergament übergibt. Wütend will Grim Moira zur Rede stellen, findet jedoch nur noch ihre versteinerte Leiche vor. Jakobs Schwester Mia ahnt nichts von den phatastischen Wesen um sie herum, bis der Bruder ihr offenbart, dass sie - wie er selbst - über eine besondere Fähigkeit verfügt: Sie ist eine Hartidin, eine Seherin des Möglichen. Als Jakob Mia die verborgene Welt der Gargoyles zeigt, geraten die beiden in große Gefahr. Nur mit Grims Hilfe entommen sie ihren Verfolgern. Doch ehe Mia mehr über ihre Gabe erfahren kann, verschwindet Jakob. Die junge Frau muss sich mit Grim zusammentun, um hinter das Geheimnis des Pergaments zu kommen. Keiner der beiden ahnt, dass sie sich damit auf eine gefährliche Reise begeben- denn sie sind einem Rätsel auf der Spur, das nicht nur ihr eigenes Leben bedroht, sondern das Schicksal der ganzen Welt...

Rezension

Selten genug, dass mich Cover und Kurzbeschreibung in cheerleaderartige Begeisterung ausbrechen lassen. Aber seit "Der Glöckner von Notre-Dame" kann ich Gargoyles genauso wenig widerstehen, wie der Stadt der Liebe und als ich dann noch einige Empfehlungen für dieses Buch bekommen habe, stiegen meine Erwartungen wirklich nahezu ins Unermessliche.
Kennt ihr das Gefühl, dass einem die Worte fehlen, weil man so viel zu sagen hat? So ging es mir die letzten Tage und Wochen bei dem Versuch, einen Eindruck zu Gesa Schwartzs Roman zu verfassen. Die Autorin hat hier eine derart umfangreiche Welt geschaffen, dass es mir schwer bis unmöglich ist, ihr mit ein paar Sätzen gerecht zu werden. Da ist Paris, das zumindest bis zum Einbruch der Dunkelheit auf den ersten Blick den Menschen zu gehören scheint. Und da ist Ghorgonia, eine Stadt unter Paris, wie sie fantastischer nicht sein könnte. Denn ober- und unterhalb des Erdbodens tummelt sich eine wirklich beeindruckende Vielzahl an magischen Wesen. Gesa Schwartz hat nahezu sämtliche Klassiker wie Kobold, Werwolf und Vampir um ein Stelldichein gebeten und das ist ihr für meinen Geschmack wirklich gelungen. Sie verknüpft diese Wesen derart gekonnt durch eigene, teilweise sehr witzige Ideen miteinander, dass sich für mich trotz der großen Anzahl ein faszinierendes Gesamtbild ergeben hat, in das ich leicht abtauchen konnte.
Dass das so gut funktioniert hat und ich mich nicht irgendwo zwischen Irrlichtern, Kobolden und Seelenfressern in heilloser Verwirrung verloren habe, lag bestimmt auch an Grim, aus dessen Sicht wir den Großteil der Geschichte verfolgen. Denn so nah sich beide Städte auch sein mögen, so unwiderruflich getrennt sind ihre Bewohner voneinander. Seit einem blutigen Krieg vor vielen Jahrhunderten ist es ehernes und von einer steinernen Polizei gewahrtes Gesetz, dass die Menschen nichts von der Magie um sich herum erfahren. Einer dieser sogenannten Schattenflügler ist der Gargoyle Grim und wenn mir je ein männlicher Hauptcharakter von Anfang an sympathisch war, dann ist er das! Er ist nach außen hin kalt, grimmig (Hah!) und hat in jeder Situation den passenden sarkastischen Spruch bereit, um seiner Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Aber der Schein trügt natürlich und letztendlich ist es gerade sein für einen Gargoyle gefährlich mitfühlendes Herz, das ihn mitten in eine Verschwörung befördert. Für mich war er mit seinem Humor die Seele des Buches: das Element, das allem anderen Leben eingehaucht hat. Weniger anfangen konnte ich da leider mit der menschlichen Heldin Mia, die als Hartidin Magisches sehen und auch wirken kann. Sie war mir zwar nicht direkt unsympathisch, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie Texte aufgesagt hat, anstatt selbst zu leben. Sie hat zwar zur Geschichte passend gehandelt und geredet, aber auf mich wirkte sie einfach nicht echt und ihr menschlich-emotionaler Part ging an mir leider vorbei. Das hat nicht unbedingt gestört, aber die männlichen Charaktere wie z.B. Grims grüner Freund und Kobold Remis sind Frau Schwartz meiner Meinung nach einfach besser gelungen.
Die Handlung selbst läuft nach relativ klassischem Schema ab. Der zunächst natürlich absolut übermächtige Bösewicht ist schnell ausfindig gemacht, die Rollen von Helden und Helfern werden verteilt und dann geht es Schritt für Schritt dem großen Finale entgegen. Dabei bleiben die ganz großen Überraschungen und spektakulären Ideen zwar aus, aber das fällt einem wohl erst auf, wenn man das Buch beendet hat. Denn während des Lesens hatte ich für meinen Teil beim besten Willen keine Zeit, um nachzudenken. Frau Schwartz hält den Spannungsbogen durch jede Menge Action von Anfang an hoch und man fliegt regelrecht von einem Showdown zum nächsten von einer Welt zur anderen. Und auch wenn vieles dabei leider nur gestreift wird und es mir gerne etwas mehr Tiefgang hätte sein dürfen, hat mich das Abenteuer der kleinen Truppe gefesselt. Nur manchmal musste ich das Kopfkino ausschalten. Ich bin eigentlich nicht zart besaitet, aber hier wird stellenweise für meinen Geschmack etwas zu harter Tobak geboten. Auch vom großen Finale hatte ich mir ehrlich gesagt etwas Anderes erhofft. Alles in allem aber hatte ich sehr viel Spaß dabei, Grim und Mia zu begleiten. Ich habe die Charaktere wirklich lieb gewonnen und freue mich schon auf ihr nächstes Abenteuer.

Fazit

Wer es geradlinig und eher sparsam gestaltet mag, der dürfte mit Gesa Schwartzs Welt seine Schwierigkeiten bekommen. Aber Freunde facettenreicher Welten, die es auch gerne mal rasant mögen und eine humorvolle Erzählweise zu schätzen wissen, werden an diesem Buch bestimmt Gefallen finden.

Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

12.02.2012

6 Kommentare:

  1. Müsst ihr alle solchen Rezensionen schreiben? Ich weiß gar nicht welches Buch ich als nächstes vom SuB lesen soll. Danke dafür ;D

    Ich wollte dir auch noch was zum Blog sagen. Der ist soooo toll. Diese Detail verliebtheit, die sich in Bilder (Frosch) oder Überschriften etc. findet ist schön anzusehen und süß. Mir gefällt das :)

    Liebe Grüße

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    1. Geht mir genauso, wenn ich auf Blogs unterwegs bin. Mein SuB würde es mir auch danken, wenn jeder nur "Das Buch war so schlecht" schreiben würde *lach* Aber das hier lohnt sich wirklich ;)

      Vielen Dank :D Freut mich sehr, dass es dir gefällt!

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  2. Da bin ich jetzt gespannt. Das Buch liegt ja auch schon seit Dezember auf meinem SuB und ich wollte es schon soooo lange haben!
    Aber ich hab schon geplant es im April zu lesen - mal schauen, ob ich mich dran halte. ;-)

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    1. Ich finde das Buch liest sich wirklich gut. Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann wäre das vllt sogar ein Fall von die Nacht durchmachen gewesen :)
      Jaja, die Mini-SuB-Pläne und das daran halten... Wenn du das Buch liest, dann viel Spaß damit. Ich bin sehr gespannt, was du dazu allgemein und zur Vielfalt an Wesen sagst. Also lesen :P

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  3. Ahh, suppertolle Rezi! :)
    Kann mich Seitenakrobatin nur anschließen, aber ich denke das weißt du bereits! :D

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