Freitag, 6. Juni 2014

[BuchBlubb] ► Blindes Vertrauen (Sandra Brown)



Köder. 
Instinkt.
Wahrheit?
♠EN: Exclusive
♠Verlag: Goldmann (2000)
♠Seiten: 544
♠Genre: Ladythriller
♠Reihe: -

Das erste Interview der First Lady seit dem plötzlichen Kindstod ihres Sohnes- für die junge Fernsehreporterin Barrie Travis die Chance, um endlich einen Fuß in die Tür der großen Sender zu bekommen. Doch das Treffen verläuft anders, als geplant und Barrie bleibt mit mehr Fragen zurück, als dass sie Antworten bekommen hätte. Starb der kleine Junge vielleicht doch keines natürlichen Todes? Wer könnte dahinter stecken? Gefährliche Fragen und niemand in Washington scheint die Wahrheit wissen, geschweige denn kennen zu wollen. Doch Barrie vertraut ihrem Instinkt- und bringt sich damit in höchste Gefahr...


1st: >> "Gut sehen Sie aus, Mrs. Merritt." <<






Angeschwemmt... wurde das Buch relativ zeitnah, nachdem mich die Autorin mit "Warnschuss" begeistert hatte. Also vor langer, langer Zeit... Damals musste ich unbedingt alle ihre Bücher haben und das am besten noch gestern. Ein Flohmarkt kam mir gerade Recht und ich habe geangelt, was das Trage-Körbchen hielt. Ohne mir in Erinnerung zu rufen, dass selbst eine Sandra Brown vermutlich nicht als Meisterin des Ladythrillers geboren wurde, versteht sich. Nach der ersten Enttäuschung versumpften dann die zahlreichen Brüder und Schwestern immer tiefer im SuB, bis zumindest dieses Schätzchen hier im Zuge der AAdS-Challenge auf der Froschzunge gelandet ist.

Abgetaucht... bin ich also nicht gerade mit nennenswerter Euphorie, aber das Lesen fiel mir von Anfang an leicht. Die Autorin hat eine Art zu schreiben, die ich als unheimlich angenehm empfinde. Ich liebe Bücher mit ausgefallenem oder anspruchsvollem Schreibstil, bei denen viel zwischen den Zeilen mitschwingt. Aber manchmal möchte ich mir den vollen Lesespaß nicht erst erarbeiten müssen, sondern mich einfach nur treiben lassen und trotzdem gut unterhalten werden. Genau das bietet Sandra Brown. Sie schreibt sehr flüssig und anschaulich und scheint dabei ein natürliches Talent für das richtige Maß an Details und Beschreibungen zu haben. Umgebung, Charaktere und Gefühle werden nicht nur umrissen, sondern sind klar und greifbar- oder wirken zumindest so. Dadurch hat mir zwar manchmal eine gewisse Würze gefehlt, aber das Kopfkino läuft praktisch von alleine mit. Der Stil ist Schema F auf hohem Niveau und hat mich zwar nicht völlig mitgerissen, aber auf alle Fälle kurzweilig durch die Geschichte geführt.

Badegäste... sind zumindest im Vergleich zu den Protagonisten aus "Kein Alibi" eine Steigerung. Gerade Barrie hat sich Seite für Seite meine Sympathien erarbeitet, obwohl es für uns beide anfangs gar nicht gut ausgesehen hat. Ich ziehe eigentlich toughe Protagonistinnen vor und hatte mich auf eine rasende Reporterin gefreut, die es faustdick hinter den Ohren hat. Den langen Arm des Weißen Haus mischt sie dann auch ordentlich auf, allerdings sind das oft eher ungewollte Folgen von ausgeprägtem Blondchen/Blödchen-Verhalten. Besonders helle ist die gute Barrie nämlich nicht, dafür aber umso sturköpfiger und enorm von sich und ihrem Riecher überzeugt. Klingt nervig? War es anfangs auch. Aber als dann Gray Bondurant auf der Bildfläche auftaucht, hat das zwei ganz fantastische Vorteile. Zum einen knurrt er bedrohlich genug, um Barries herzlich naive Art gleich viel sympathischer erscheinen zu lassen und zum anderen zeigt sich gerade in seinem ironischen und selbst ernannt überlegenen Verhalten ihr gegenüber, dass Barrie genau so sein soll, wie sie ist: etwas übereifrig, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Die beiden ergänzen sich gut und wo sie mich einzeln vermutlich in den Wahnsinn getrieben hätten, da hat die Kombination überraschend gut funktioniert. Auch die Nebencharaktere passen gut ins "Ich bin ein Stereotyp und stolz darauf"-Ensemble. Sie haben gerade genügend kleinere und größere Macken, um zu unterhalten, aber nicht von Barrie und ihrer Story abzulenken. Insgesamt bieten die Charaktere also nicht all zu viel Tiefgang, aber einen passablen Unterhaltungsfaktor.

Schwimmzüge... gegenüber war ich - schuldig im Sinne der Anklage - mehr als misstrauisch. Sandra Browns ältere Romane haben mich schon mehr als einmal über die eigenen Froschschenkel stolpern lassen und "Blindes vertrauen" klang, nun ja, nicht unbedingt neu. Die Handlung hätte auch klischeehafter gar nicht beginnen können. Da ist die naive Reporterin, die von der First Lady persönlich auf die Story ihres Lebens angesetzt wird und sich dann offenbar nicht nur einen Mann-aus-Stahl-Ex-Agenten angeln, sondern ganz nebenbei auch noch - wie könnte es anders sein - eine riesige Verschwörung aufdecken will. Aber der erste Eindruck täuscht und je mehr Mitspieler ihren Hut in den Ring werfen, desto höher wird der Einsatz und mit einem Mal fällt es nicht nur Barry schwer, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Die Story ist plötzlich keine gemütliche Luftmatratze mehr, sondern voller rasanter Wendungen, teilweise überraschend und fast immer unterhaltsam. Dabei glaubt man sich als Leser lange in der komfortablen Situation, allen in die Karten schauen zu können. Von wegen... "Blindes Vertrauen" mag kein bis ins letzte Detail durchdachter, hoch komplexer Ladythriller sein und die eine oder andere Szene hätte man auch sicher kreativer gestalten können. Aber lasst euch nicht täuschen, denn naiv ist diese Geschichte nicht. Frau Brown kann bluffen und das mit doppeltem und dreifachem Boden. Gefehlt hat mir eigentlich nur mehr Knistern und mehr Prickeln, einfach mehr zwischen Barry und Bondurant. Sie geben kein schlechtes Pärchen ab, aber bei Sandra Brown sollten mich Szenen mit den beiden alles Andere vergessen lassen. Da sollte einfach kein Platz mehr sein für Grübeleien über die neusten Ereignisse.


Gute Unterhaltung, die mit einer sympathisch unbedarften Protagonistin und jeder Menge Bluffs punktet.
Inhalt: ♥♥♥♥ || Atmosphäre: ♥♥♥♥♥ || Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache: ♥♥♥♥ || Aufmachung: ♥♥♥♥♥
Lesespaß: ♥♥♥♥

06.06.2014

3 Kommentare:

  1. Das klingt doch super, und das Genre "Ladythriller" ist ja mal interessant. So unterteilt hatte ich das noch nicht :-) Und Einzeltitel sind auch immer willkommen! Danke für deine Vorstellung.
    LG,
    Damaris

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    1. Huhu Damaris,

      Freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte :) Ich weiß gar nicht mehr, wo ich die Bezeichnung "Ladythriller" her habe. Aber ich fand sie so toll, dass ich sie übernommen habe. Ich lese gerne Thriller aller Art, aber ein Buch von Sandra Brown passt inhaltlich einfach nicht z.B. zu einem robert Ludlum o.Ä. Deshalb findest du bei mir unter "Ladythriller" alles, wo neben Mord und Totschlag auch Liebe und/oder Leidenschaft eine mehr oder minder große Rolle spielen ^^
      Dito, über Einzelbände freue ich mich auch immer! Ich kann dir hier auch neuere Titel der Autorin, wie z.B. "Weißglut" oder "Warnschuss" sehr empfehlen und auch Karen Rose lese ich sehr gerne.

      Liebe Grüße,
      Kermit

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