... oder allein unter B-Freunden.
Den ersten Buchstaben und
Anzahl eben selbiger, mehr scheinen die beiden auf den ersten Blick
nicht gemeinsam zu haben: Buch und Bier. Man stellt sich den Leser
eben doch eher mit einem edlen Tropfen Wein oder einer gepflegten
Tasse Tee, den Trinker mit einer deftigen Brezel oder gleich dem
zweiten Krug in der Hand vor. Aber in Kombination? Ausnahmen
bestätigen ja für gewöhnlich die Regel, das löst dann am Teichrand
aber doch eher Augenbrauen-Gymnastik aus. Deshalb gibt es diese
Tage, an denen meidet man als kleiner Lesefrosch bestimmte
Verbindungen der Deutschen Bahn am besten. Stichwort
Oktoberfest, quake ich da nur. Leider ist der beste Plan meistens
gerade so gut, wie seine äußeren Umstände und was tut und opfert
man nicht alles für einen Samstag unter Buchfreunden? Eben. Also
Freitag abends geschwind zum Bahnhof gehüpft und vielleicht hatte
ich ja sogar Glück?! Ähm- nein.
Die ersten beiden Türen beschädigt,
aus der dritten fällt - im wahrsten Sinne des Wortes - etwas Großes
in Lederhosen und aus der vierten dringt lautes Gegröle.
Phantastisch. Und drinnen wurde es noch viel besser: Lederhosen und
Dirndl, wohin das Auge reichte und man war eindeutig nicht auf dem
Weg zum Bier. Warum jeder davon auch noch eine Schiffchen-Mütze aus
Zeitungspapier auf dem Kopf hatte, war mir nicht ganz klar, aber
manchmal muss man auch nicht alles wissen. Stellte sich also nur
noch die Frage: Buch, ja oder nein? So richtig zu beachten schien
mich niemand und eine Stunde Zugfahrt im Stehen ohne
Beschäftigung... Also im Bier-geschwemmten und mit Unmengen leerer
(Fr)Esstüten verzierten Zugabteil "Die Reinheit des Todes"
ausgepackt und fast schien es, als hätte ich in einer Nische
zwischen Feuermelder und Kofferablage meine Ruhe. Fast...
"Ist das
ein Buuu~uuuch?", drang es plötzlich zu mir durch.
Nein, ein
getarnter Kasten Hochprozentiges. "Ja, ist es."
"Eeecht jetzt?
Kannst du das leseeen?"
"Ist das dein Ernst?!" "..."
"Ey
Leuteee!!
"Phantastisch, einfach phantastisch...
Was nun? Angriff?
Sie waren in der Überzahl... Flucht? Sie waren überall... Hilfe!!
Ich befürchtete schon das Schlimmste: Verstreute Froschschenkel
(man liest ja die unmöglichsten Dinge) oder (noch schlimmer)
verstreute Buchseiten! Tja, Vorurteile lassen grüßen... "Ey
Leuteee"-Lederhosenmann fand es nämlich so klasse, dass ich im
Stehen, Fahren und Halbdunkeln lesen konnte (an meiner
grundsätzlichen Lesefähigkeit hatte er wohl doch nicht gezweifelt),
dass mir postwendend auch eine Zeitungs-Schiffchen-Mütze verliehen
wurde. Widerspruch zwecklos, versteht sich. Und schwupps, schon war
ich zwar nach wie vor dirndellos, aber doch irgendwie eine von
ihnen. So ist das halt unter B-Freunden!
Es gibt nicht schlimmeres, als lesen zu wollen und grölende Meute um sich zu haben. Aber schön, dass du das beste draus machen konntest :)
AntwortenLöschenIch kann das beim Lesen eigentlich ganz gut ausblenden. Nach knapp vier Jahren Bahn-Pendeln mit Kindergarten-Gruppen, grölenden Schüler-Meuten und wer weiß was noch alles, ist man da abgehärtet ;)
LöschenAber bei Massenansammlungen meide ich die Bahn auch, wenn es geht. Die hier waren einfach nur lustig drauf und das stört mich dann nicht. Aber wenn sie aggressiv werden, wirds unschön.
Hach, sehr schön. :D Ich mag deine Berichte sehr und auch dieser ist wieder wahnsinnig unterhaltsam. ♥
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sarah
Dankeschön >///<
LöschenZur Unterhaltung ist mein geQuake gedacht und es freut mich sehr, dass mir das gelungen ist :)
Liebe Grüße, Kermit
Ich kann mir das grad so gut bildlich vorstellen. :D Eigentlich hasse ich ja diese ganzen Besoffskis, aber wenn sie noch nett bleiben, dann gehts immer noch.
AntwortenLöschenWar bestimmt eine anstrengende Zugfahrt oder?
Kopfkino vom Feinsten, oder *g*? Es ging eigentlich wirklich. Wenn sie friedlich sind, dann kann ich sie beim Lesen ziemlich gut ausblenden und bis auf das kleine Zwischenspiel hatte ich wirklich meine Ruhe.
LöschenHeute morgen war es viel schlimmer. Ich hatte nämlich wieder einen Zug mit Wasn-Besucher (dieses Mal Stuttgart...) und die waren auf dem Hinweg schon total besoffen. Die meisten waren nur lustig, aber ein paar Helden haben gemeint, sie müssten ein Abteil zertrümmern. Ergebnis: 2 Stundne standen wir im Nirgendwo -.- Hatte zwar (wieder xD) etwas zu lesen dabei, aber das ist dann echt ärgerlich :/
Ja. :D Oh ich glaube ich wäre ausgerastet, wenn ich wegen solchen Idioten zu spät irgendwo hinkomme. Sowas geht echt gar nicht.
LöschenJep. Ich war auf dem Heimweg und hatte es nicht so eilig, aber mir haben die anderen Reisenden leid getan. Die meisten wollten ja auch zum Fest und hatten ihre Tische reserviert, die wohl nur eine halbe Stunde oder so frei gehalten werden. Echt blöd :/ Ich verstehe einfach nicht, dass zu solchen bekannten "Gefahrten-Zeiten" von der Bahn aus nicht mehr Sicherheitskräfte im Zug eingesetzt werden.
LöschenJa sowas verstehe ich auch immer nicht. Aber das ist die DB. :/
LöschenUnd da soll es heißen Leute, die Bücher lesen, hätten keine Freunde XD
AntwortenLöschenSehr toller Bericht! Ich muss immernoch bei der Vorstellung lachen, wie der Kerl dich anspricht... :)
Liebe Grüße,
Anne
Man könnte ja auch sagen, dass Leute, die Bücher lesen, erst dann Freunde kriegen, wenn die betrunken sind *g* Nein ernsthaft, war schon witzig :D
LöschenMein Gesicht hätte ich in dem Moment auch gerne gesehen, das wäre bestimmt ein Foto wert gewesen ;-)
Liebe Grüße, Kermit
Herrlich, ich sehe direkt es bildlich vor mir! Gratulation zu deinem neuen Kleidungsstück. XD
AntwortenLöschenDanke schön, hat schließlich nicht jeder ;0) Sie war auch (dafür, dass die wirklich schwer besoffen) richtig profi-mäßig gefaltet. Ich hätte das schon ohne Bier nicht so gut hingekriegt.
LöschenOh Gott, Glück gehabt ;D Haben sie dich danach wenigstens in Ruhe lesen lassen?
AntwortenLöschenJap, haben sie. Nächstes Mal nehme ich mir gleich eine Schiffchen-Mütze hat. Wer die hatte, der hatte seine Ruhe (wenn er nicht gleich mittrinken und mitgrölen wollte).
LöschenAlso Memo: Zug meiden, oder passend gekleidet fahren ;)